Architektur des Klassizismus

Die Architektur des Klassizismus orientiert sich stärker als vorherige Stile an den antiken Bauten, vornehmlich griechischen, später zur Zeit des Empire römische, Vorbildern. Portikus (ein Säulengang oder eine Säulenhalle mit geradem Gebälk) und der von Säulen getragene Kuppelbau oder die Tempelfront mit dem typischen Dreiecksgiebel sind nun häufiger anzutreffen. Anwendung findet der Stil in fürstlichen und bürgerlichen Repräsentationsbauten (wie Paläste, Parlamentsgebäude, Kirchen, Rathäuser, Siegesdenkmäler und Stadttore), aber auch bei Bauwerken in traditionellen Bautechniken wie im Fachwerkbau.

Dominant für den Klassizismus ist der Streben zur Pracht und Monumentalität. Der Klassizismus ist ein Baustil der Ausgewogenheit und Klarheit bei dem gerade Linien vorherrschen. Sparsamer Außenschmuck und mathematische genau berechnete Proportionen sind anzutreffen. Für ein Stockwerk wird nun ein einzelnes Architektursystem verwendet.



Neue Wache Berlin
Circus Putbus ©Author:Klugschnacker
Fenster Bath England
Detail des Royal Crescent in Bath So



Architektur

„Die klassizistische Architektur lässt im Grundriss nur noch die Gerade, den rechten Winkel und bei Zentralbauten die Kreislinie gelten. Diese geometrische Ordnung führt im Aufriss zu glatten, großzügigen Flächen. Säulenordnungen sind rein konstruktiv bedingt, sie tragen tatsächlich Gebälk und dienen nicht nur zur Wandgliederung. ...
Das Dekor setzt sich zusammen aus Girlanden, Urnen und Rosetten. Die Friese sind griechisch-klassisch ausgeführt, mit Perl- und Eierstab, Palmetten und Mäander. Wie die öffentlichen Repräsentationsbauten sind die Villen und bürgerlichen Wohnhäuser des Klassizismus von einer klaren, aber weniger monumentalen, bescheidenen Einfachheit. Der Baumeister legt großen Wert auf die harmonische Proportion des Baukörpers und der Baukörper erhält durch regelmäßige Fensterreihung ein vornehm nobles Aussehen.

Farbigkeit Das ausklingende Rokoko hatte bereits kräftige Farbkombinationen zugunsten blasser, zurückhaltender Farbwirkung vermieden. Im Klassizismus erfährt diese Entwicklung nun eine stärkere Ausprägung. … Aus Bauvorschriften der Zeit von 1760 bis 1800 geht hervor, dass für das Stadtbild in der Regel ein heller Gebäudeanstrich, der sich zur besseren Lichtwirkung vom Sockel zum Gesims hin aufhellt, gefordert wird. Park- oder Gartenhäuser dürfen einen farbigeren Anstrich erhalten. Vereinzelt setzten Farbkombinationen wie Grau mit Rosa, Gelb oder Grün, Akzente in das einfarbige Stadtbild. ... Gliederungen sollen heller getönt werden als der Wandgrund, helle, blasse Farben sollen sanft auf das Auge wirken. Marmorierungen werden ganz abgelehnt, Statuen und Dekorationen erhalten einen weißen oder hellgrauen Anstrich. Die Farbigkeit klassizistischer Architektur wird ab 1800 mehr und mehr bestimmt durch konsequente Zurschaustellung des Baumaterials, vor allem von hellfarbigem Naturstein und unverputztem Backstein.



Königsschloss in Madrid
Schloss Schlemmin - Parkseite Nord ©Urheber: Erell
Park in Bath England


Natürlichkeit K. F. Schinkel verwendet bei seinen Bauten anfangs noch Backstein oder Naturstein. Dieser ist, wie bei der Neuen Wache in Berlin, gleichmäßig mit einer lichten ölfarbe zu überstreichen, damit die unregelmäßig gebrannten Steine ein einheitliches Aussehen bekommen. Später verwirft er den Anstrich jedoch ganz und arbeitet nur noch mit naturbelassenen Steinen. Die natürliche rote Backsteinfarbe gilt als Farbgebung für die Architektur, horizontale Gliederungen durch dunkel glasierte Steine dienen der farblichen Auflockerung. Diese Verwendung unterschiedlicher Backsteinfarben regt auch andere klassizistische Architekten in ihrer Arbeit an.
Das Verputzen von Häusern wird von Schinkel abgelehnt, weil „der Putz von Kalk die schlechteste Arbeit sowie die beste Arbeit bedeckt und schon deshalb zur Vernachlässigung Gelegenheit gibt“. Schinkel lässt lediglich eine konservierende öltränke von Backstein und Sandstein zu, außerdem gestattet er noch Backsteinimitationen in durchgefärbtem Zementmörtel, um keine Unregelmäßigkeit in der Farbigkeit der Gesamtfassade zu erhalten.
… In der Regel erhalten die Gebäude helle, steinfarbene Farbtöne, wobei eine Graubeimischung zur Dämpfung der Farbintensität immer eine beachtliche Rolle spielt, z.B. Grünlich-, Gelblich- oder Rötlichgrau. Gesundheitspolizeilich verboten werden Weißanstriche von Häusern wegen der Augenschädigung durch Blendung." [1]

[1] Prof. Matthias Gröne, Hochschule Esslingen , Quelle: Malerblatt 05/2010
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